Heute hab ich ich mir mal einen Wecker gestellt – ich geh immer noch davon aus, dass ich nur vormittags ein kurzes Zeitfenster haben werde, in dem die Windstärke für einen entspannten Flug an der Steilküste von Bovbjerg passend sein wird. 6 Uhr 15 ist Tagwache, kurzes Frühstück, und dann geht’s los. Meine Ausrüstung, die ich nicht brauche, bleibt im Shelter zurück.

Pünktlich um 8 steh ich am Startgelände in Ferring und mach mich mit dem Startplatz oben auf der Steilküste, der Umgebung und den Landemöglichkeiten vertraut. Noch ist Parawaiting angesagt, der Wind ist noch nicht stark genug, weht aber schon aus der genau richtigen Richtung. Zur Verkürzung der Wartezeit ist meine Reiselektüre mit am Startplatz und ich genieße eine morgendliche Lesestunde in der Sonne.

Eine Stunde später, gegen 9 Uhr, zeigt mein Windmesser 15 km/h aus West an. Mein Gefühl sagt mir, dass das bereits für genügend Auftrieb an dieser Kante sorgen könnte. Wenige Minuten später, zieh ich meinen Schirm auf und laufe mit ihm nach vorne an die Abbruchkante der Steilküste. Ich spüre: Sissy will fliegen! Zwei zügige Schritte und ich schwebe über die steile Kante in den freien Luftraum vor der Endmoräne von Bovbjerg. Yeahhhhh!
Noch ist der Flug richtig Arbeit. Der Wind ist grenzwertig, beinah zu schwach und ich muss den Schirm mit viel Fingerspitzengefühl an der Kante entlang fliegen, jedes Stückchen Aufwind mitnehmen, damit ich nicht absaufe und am Strand landen muss. Aber dieses Spiel kenn ich, und ich bleib oben.
Wie vorhergesagt frischt der Wind zunehmend auf und es wird mehr und mehr völlig entspannte Genussfliegerei.

Der Plan ist aufgegangen – ich freu mich, dass ich diesen mega Tag hier erleben darf. Und die ganze über 3 km lange Kante gehört mir alleine, keine weiteren PilotInnen sind in der Luft. Ganz am nördlichen Ende bei Ferring ist Sören, eine Däne mit seinen Segelflugmodellen am Fliegen, aber wir haben eine gute Absprache getroffen, so dass wir uns nicht gefährden. Und am Startplatz übt Mario, wie er am Besten in die Luft kommt.
Mit zunehmendem Wind geht es immer höher über die Kante hoch, wenn ich das möchte.

Manchmal bau ich aber über dem Meer Höhe ab und kurve tief über m Strand an den Hang zurück, um mich dort in S- förmigen Schleifen in kürzester Zeit wieder auf knapp 100 m hochtragen zu lassen. Stundenlang kann ich dieses Spiel treiben.
What a day!!!

Von Zeit zu Zeit überprüf ich in der Luft, ob der Wind zu stark wird. Dazu wähle ich eine Flugrichtung direkt in den Wind und lass den Schirm ungebremst und unbeschleunigt im Trimspeed gleiten. Wenn ich so voll gegen den Wind noch Vorwärtsfahrt über Grund mache, ist alles gut, denn ich hab immer noch eine Geschwindigkeitsreserve von konservativ 10 km/h durch meinen Fusstrimmer/Beschleuniger. Damit kann ich dann zur Not zur See hin von der Kante wegfliegen und im windschwächeren Bereich am Strand landen. Ausgereizt wird das aber nicht. Als meine Geschwindigkeit über Grund nur noch Schrittgeschwindigkeit beträgt weiss ich, dass es nun mit ca 30 km/h bläst. Zeit für mich, landen zu gehen.
Statt der erwarteten 1 bis 2 Stunden habe ich heute 5 Stunden über der wunderschönen jütländischen Westküste gehangen. ☀️
Damit ist das Erlebnis aber noch lange nicht vorbei, denn wie schon die Tage zuvor bin ich mit supernetten und interessanten Menschen in’s Gespräch gekommen. Das jetzt noch alles zu erzählen schaff ich nicht mehr, und wer soll das auch alles lesen! – Nur soviel vielleicht: zu meiner Playlist muss ich neue Titel hinzufügen. Ich hab die Eltern von Sinne Eeg kennengelernt, eine ziemlich bekannte Jazzkomponistin und Sängerin, aber mit sagte der Name Nichts. Neugierig wie ich bin hab ich auf Spotify gleich mal reingehört und tataaa, richtig gute Musik.

Sodele, das war’s für heute. Meine Flugausrüstung liegt wieder schön ordentlich aufgeräumt im Packsack für die nächste Etappe auf m Rad.
Feierabend





















































